Seit den Anfängen der Eisenbahn kommt es vor, dass Bahnstrecken zwar nicht eingestellt, die Halte jedoch reduziert werden. Halte mit geringer Nachfrage werden aufgelassen, vereinzelt kommen neue Halte dazu. Sehr selten werden aufgelassene Haltestellen reaktiviert, ein Beispiel ist der geplante Halt in Wienersdorf (Badner Bahn).
In Österreich werden Halte heutzutage vorwiegend dann aufgelassen, wenn sie nicht mehr ins Taktgefüge passen oder wenn durch den Entfall Zugkilometer eingespart
werden können.
Ein Beispiel für Ersteres ist das Kamptal, wo die Haltestelle Stallegg zum Fahrplan 2025 aufgelassen wurde. Der Halt in Buchberg bleibt nach lokalen Protesten noch
bis Ende 2026 erhalten. Grund für die Auflassungen ist der geplante 30-Minuten-Takt. Auf der eingleisigen Strecke müssen sich die Garnituren in Gars und Horn kreuzen, die Halte gehen sich den ÖBB
zufolge nicht mehr aus.
Ein Beispiel für die zweite Variante sind die Haltestellen Unter Oberndorf und Hofstatt, die Ende 2023 aufgelassen wurden. Die Auflassungen ermöglichten eine
Verkürzung der S 50, die nun nicht mehr bis Neulengbach, sondern nur mehr bis Eichgraben-Altlengbach geführt werden muss. Im Gegenzug wurde die Anzahl der Verbindungen auf der alten Westbahn
zwischen Wien und St. Pölten insgesamt erhöht.
Teilweise sollen auch einfach die Fahrzeiten verkürzt werden, wie etwa beim 2006 eingeführten Obersteirer-Takt, dem die Halte Treglwang, Seiz und
Traboch-Timmersdorf zum Opfer fielen. Auf Strecken mit Mischverkehr (Nahverkehr, Fernverkehr, Güterverkehr) lässt sich durch eine solche Beschleunigung die Anzahl der verfügbaren Trassen
erhöhen.
Seltener ist es, dass neue Haltestellen hinzukommen. Beispiele sind etwa Schalchen-Mattighofen (fußläufig zum KTM-Werk, seit Ende 2016) oder Wien Benyastraße und
Brunn Europaring (jeweils ab ca. 2035, abhängig von der Fertigstellung des viergleisigen Ausbaus zwischen Wien Meidling und Mödling). Auch Schüttdorf (der größte Stadtteil von Zell am See) dürfte
mit einigen Jahrzehnten Verspätung in den kommenden Jahren seinen Bahnhof bekommen.
Was ist nun meine Idee? Ich möchte vorschlagen, trotz der oben genannten Umstände einige Halte an Nebenbahnen wieder zu reaktivieren oder sogar ganz neu anzubieten.
Die Bahn ist so gut wie immer schneller als der Bus, es entfällt das Umsteigen.
Auf einigen Strecken gäbe es auch die benötigte Kapazität: Entlang der Franz-Josefs-Bahn könnte man die alternde Bevölkerung in einigen unmittelbar an der
Bahnstrecke gelegenen Dörfern vom Autozwang befreien und nebenbei den dort immer noch vorherrschenden 2-Stunden-Takt verdichten. Ein einziger schmaler 75-Meter-Bahnsteig und man ist wieder an die
große weite Welt angebunden. Die übrige Infrastruktur ist bereits vorhanden.
Einige wenige, mit der Baureihe 4744 (drei Wagen) geführte Verbindungen wären in diesem Fall ausreichend: Schüler sind mit Abfahrten um (ungefähr) 7 und 14 Uhr gut
bedient, ergänzend könnte man auch um 10 oder 11 Uhr, um 17 Uhr und um 19 Uhr eine Verbindung anbieten.
An der oberen Franz-Josefs-Bahn, wo die Kapazitäten ausreichen sollten, würde ich folgende neue Haltestellen vorschlagen: Rodingersdorf, Kainreith-Walkenstein (1994
aufgelassen), Lehndorf, Raisdorf-Harth, Ludweishofen (ebenfalls bis 1994 in Betrieb), Wappoltenreith, Reichharts-Haselberg, Nondorf an der Wild, Oedt an der Wild, Blumau an der Wild (bis 1994),
Kirchberg an der Wild, Stögersbach, Matzlesschlag, Windigsteig, Echsenbach (bis 1994), Sparbach und Hoheneich (bis 1994). Mit einer Haltewunschtaste nicht nur im Fahrzeug, sondern auch am
Bahnsteig (mindestens 2 Minuten vor Planabfahrt zu betätigen) würde sich an der heutigen Fahrzeit nicht viel ändern.
Natürlich sollten die entsprechenden Züge keine schnelleren bestehenden Verbindungen ersetzen, sondern diese ergänzen (Ausnahme: Einer – ohnehin meist schwach
ausgelasteten – bestehenden spätabendlichen Verbindung könnte man neue Bedarfshalte aufhalsen und damit längere Tagesausflüge ermöglichen). Im oberen Waldviertel gibt es genug Platz dafür.
Eine andere Strecke, die von einem solchen Konzept profitieren könnte, ist die Thermenbahn, die nur alle zwei bis vier Stunden verkehrt und (auch ohne neue
Verbindungen) einige zusätzliche Bedarfshalte vertragen könnte.
Das bekannte Freilichtmuseum in Stübing (bei Graz) sollte einen saisonalen Halt einzelner Nahverkehrszüge wert sein: Mit Halten um 9 Uhr, 13 Uhr und 17 oder 18 Uhr
(aus beiden Richtungen) wären die Besucher ausreichend versorgt.

Ludweishofen an der Franz-Josefs-Bahn: Das Haltestellen-Häuschen steht noch.
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